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Birgit Lutz

In ihrer Polarkolumne, die ab 2021 immer freitags auf unserer Homepage neu erscheint, schreibt die Expeditionsleiterin und Autorin Birgit Lutz über alle Themenfelder der Polarregionen - von großen Erlebnissen und kleinen Momenten auf eigenen Reisen über aktuelle Entwicklungen in Arktis und Antarktis bis hin zu praktischen Informationen für Ihre Reisevorbereitung oder Empfehlungen zur Polarliteratur.

Notizen aus dem Eis 128 | Das Nordlicht im Süden, Teil 1

In den vergangenen Monaten waren immer wieder Nordlichter bis in die mittleren Breiten zu sehen. Tatsächlich wartet ein spektakulärer Nordlichtwinter auf uns, deswegen gibt es hier gleich eine Doppelfolge dazu.

Polarlichter zu sehen, das ist einer der meistgenannten Gründe, warum Menschen im Winter in den hohen Norden reisen. Nun sind in diesem Jahr aber schon zweimal, im Mai und Oktober, Polarlichter bis in Schliersee zu sehen gewesen, also beinahe an der österreichischen Grenze. Das weiß ich, weil ich dort wohne, aber es wurden auch Sichtungen noch weiter südlich, aus der Schweiz und Österreich gemeldet. Schliersee liegt auf dem 47. Breitengrad, das ist rund 20 Breitengrade südlich der Region, in der man Polarlicht normalerweise vermutet. Im kommenden Winter kann es gut sein, dass man die Lichterscheinungen noch häufiger sieht. Warum ist das so, und vor allem: Wann gibt es die nächsten Nordlichter im Süden? Darum geht es in dieser und der nächsten Kolumne.

Was sind eigentlich Polarlichter?
Von der Sonne strömt im sogenannten Sonnenwind Plasma, das sind elektrisch geladene Teilchen, auf die Erde zu. Die Erde ist geschützt durch das Magnetfeld, dessen Magnetfeldlinien sich vom Äquator zu den Polen bewegen. An diesen Linien entlang werden die von der Sonne kommenden Teilchen abgelenkt. In einem Ring um die Pole treten die Teilchen schließlich in die Atmosphäre ein.
So weit, so einfach also: Die Sonne wirft Teilchen auf die Erde, und die sieht man an beiden Polen, als Aurora borealis im Norden und Aurora australis im Süden.

Jetzt wird es komplizierter, aber ich halte es einfach: Die Teilchen des Sonnenplasmas treffen in der Atmosphäre auf Teilchen der Erdatmosphäre, auf Sauerstoff- und Stickstoffatome. Es entstehen nun komplexe, teils um den ganzen Globus reichende Teilchenströme. Für das Nordlicht aber ist wichtig: Wenn die Teilchen aufeinandertreffen, erhöht sich ihre Energie, und wenn die Teilchen in ihren Urzustand zurückfallen, entsteht Licht.

Warum gibt es unterschiedliche Farben beim Polarlicht?
Je nachdem, in welcher Höhe und auf welche Teilchen das Plasma in der Atmosphäre trifft, entsteht eine andere Farbe: Trifft es auf Sauerstoffatome in etwa 250km Höhe leuchtet es rot, in 120 km Höhe grün. Seltener ist blaues Polarlicht zu sehen, das beim Kontakt mit Stickstoffatomen entsteht.

Wann treten Polarlichter auf?
Da Polarlichter durch das Sonnenplasma entstehen, hängt ihre Erscheinung logischerweise von der Aktivität der Sonne ab. Vereinfacht gesagt: Immer, wenn auf der Sonne viel Aktivität herrscht und sie Teilchen von sich stößt, ist mit einer zeitlichen Verzögerung von etwa zwei Tagen auf der Erde Polarlicht zu sehen. Durch die Beobachtung der Sonnenaktivität kann man Polarlicht, oder zumindest die Wahrscheinlichkeit seines Auftretens, also vorhersagen.

Warum sieht man nun plötzlich Polarlicht so weit im Süden?
Weil die Sonne gerade besonders aktiv ist. Die Sonne durchläuft nämlich grob einen Elfjahreszyklus, den sogenannten Sonnenfleckenzyklus. Von einem solaren Minimum wächst die Aktivität zu einem Maximum in der Mitte des Zyklus an, um gegen Ende wieder auf ein Minimum zu fallen. Elf Jahre ist dabei aber nur der Durchschnitt, die Zyklen können zwischen neun und 14 Jahren dauern. Der letzte Sonnenfleckenzyklus begann im Januar 2008 und erreichte im Februar 2014 sein Maximum. Der jetzige Zyklus begann im Dezember 2019. Wenn dieser Zyklus auch wieder etwa elf Jahre dauert, sind wir damit im Jahr 2024 oder 2025 beim Maximum.

Dass sich deutlich etwas verändert hat, habe ich bereits im vergangenen Winter in Norwegen erlebt, in dem wir stundenlange Nordlichtshows mit sehr intensiven Farben und schnellen Bewegungen beobachten konnten – die Lichter sahen dann so aus, wie auf den vielen kursierenden, faszinierenden Bildern, die einen so neugierig machen. Es gab kaum noch weißes, sondern vor allem intensiv grünes Licht zu sehen, dass sich manchmal wie in Vorhängen um uns zu schließen schien. Absolut spektakulär.

Wenn die Sonne also ihre größte Aktivität erreicht und besonders starke Magnetstürme gen Erde schleudert, wandern die Plasmateilchen manchmal nicht nur entlang der Feldlinien zu den Ringen um die Polregionen, sondern können sich ausnahmsweise auch entlang von Feldlinien, die weiter im Süden enden, auf die Erde zubewegen. Wenn das das Fall ist, sieht man das Polarlicht auch bis in mittlere Breiten.

Was muss ich machen, wenn ich Polarlichter in Deutschland sehen oder fotografieren möchte? Das verrate ich Euch in der nächsten Kolumne!

Bis in zwei Wochen!

Eure
Birgit Lutz

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Polarlichter zu sehen, das ist einer der meistgenannten Gründe, warum Menschen im Winter in den hohen Norden reisen. Nun sind in diesem Jahr aber schon zweimal, im Mai und Oktober, Polarlichter bis in Schliersee zu sehen gewesen, also beinahe an der österreichischen Grenze. Das weiß ich, weil ich dort wohne, aber es wurden auch Sichtungen noch weiter südlich, aus der Schweiz und Österreich gemeldet. Schliersee liegt auf dem 47. Breitengrad, das ist rund 20 Breitengrade südlich der Region, in der man Polarlicht normalerweise vermutet. Im kommenden Winter kann es gut sein, dass man die Lichterscheinungen noch häufiger sieht. Warum ist das so, und vor allem: Wann gibt es die nächsten Nordlichter im Süden? Darum geht es in dieser und der nächsten Kolumne.

Was sind eigentlich Polarlichter?
Von der Sonne strömt im sogenannten Sonnenwind Plasma, das sind elektrisch geladene Teilchen, auf die Erde zu. Die Erde ist geschützt durch das Magnetfeld, dessen Magnetfeldlinien sich vom Äquator zu den Polen bewegen. An diesen Linien entlang werden die von der Sonne kommenden Teilchen abgelenkt. In einem Ring um die Pole treten die Teilchen schließlich in die Atmosphäre ein.
So weit, so einfach also: Die Sonne wirft Teilchen auf die Erde, und die sieht man an beiden Polen, als Aurora borealis im Norden und Aurora australis im Süden.

Jetzt wird es komplizierter, aber ich halte es einfach: Die Teilchen des Sonnenplasmas treffen in der Atmosphäre auf Teilchen der Erdatmosphäre, auf Sauerstoff- und Stickstoffatome. Es entstehen nun komplexe, teils um den ganzen Globus reichende Teilchenströme. Für das Nordlicht aber ist wichtig: Wenn die Teilchen aufeinandertreffen, erhöht sich ihre Energie, und wenn die Teilchen in ihren Urzustand zurückfallen, entsteht Licht.

Warum gibt es unterschiedliche Farben beim Polarlicht?
Je nachdem, in welcher Höhe und auf welche Teilchen das Plasma in der Atmosphäre trifft, entsteht eine andere Farbe: Trifft es auf Sauerstoffatome in etwa 250km Höhe leuchtet es rot, in 120 km Höhe grün. Seltener ist blaues Polarlicht zu sehen, das beim Kontakt mit Stickstoffatomen entsteht.

Wann treten Polarlichter auf?
Da Polarlichter durch das Sonnenplasma entstehen, hängt ihre Erscheinung logischerweise von der Aktivität der Sonne ab. Vereinfacht gesagt: Immer, wenn auf der Sonne viel Aktivität herrscht und sie Teilchen von sich stößt, ist mit einer zeitlichen Verzögerung von etwa zwei Tagen auf der Erde Polarlicht zu sehen. Durch die Beobachtung der Sonnenaktivität kann man Polarlicht, oder zumindest die Wahrscheinlichkeit seines Auftretens, also vorhersagen.

Warum sieht man nun plötzlich Polarlicht so weit im Süden?
Weil die Sonne gerade besonders aktiv ist. Die Sonne durchläuft nämlich grob einen Elfjahreszyklus, den sogenannten Sonnenfleckenzyklus. Von einem solaren Minimum wächst die Aktivität zu einem Maximum in der Mitte des Zyklus an, um gegen Ende wieder auf ein Minimum zu fallen. Elf Jahre ist dabei aber nur der Durchschnitt, die Zyklen können zwischen neun und 14 Jahren dauern. Der letzte Sonnenfleckenzyklus begann im Januar 2008 und erreichte im Februar 2014 sein Maximum. Der jetzige Zyklus begann im Dezember 2019. Wenn dieser Zyklus auch wieder etwa elf Jahre dauert, sind wir damit im Jahr 2024 oder 2025 beim Maximum.

Dass sich deutlich etwas verändert hat, habe ich bereits im vergangenen Winter in Norwegen erlebt, in dem wir stundenlange Nordlichtshows mit sehr intensiven Farben und schnellen Bewegungen beobachten konnten – die Lichter sahen dann so aus, wie auf den vielen kursierenden, faszinierenden Bildern, die einen so neugierig machen. Es gab kaum noch weißes, sondern vor allem intensiv grünes Licht zu sehen, dass sich manchmal wie in Vorhängen um uns zu schließen schien. Absolut spektakulär.

Wenn die Sonne also ihre größte Aktivität erreicht und besonders starke Magnetstürme gen Erde schleudert, wandern die Plasmateilchen manchmal nicht nur entlang der Feldlinien zu den Ringen um die Polregionen, sondern können sich ausnahmsweise auch entlang von Feldlinien, die weiter im Süden enden, auf die Erde zubewegen. Wenn das das Fall ist, sieht man das Polarlicht auch bis in mittlere Breiten.

Was muss ich machen, wenn ich Polarlichter in Deutschland sehen oder fotografieren möchte? Das verrate ich Euch in der nächsten Kolumne!

Bis in zwei Wochen!

Eure
Birgit Lutz