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Birgit Lutz

In ihrer Polarkolumne, die ab 2021 immer freitags auf unserer Homepage neu erscheint, schreibt die Expeditionsleiterin und Autorin Birgit Lutz über alle Themenfelder der Polarregionen - von großen Erlebnissen und kleinen Momenten auf eigenen Reisen über aktuelle Entwicklungen in Arktis und Antarktis bis hin zu praktischen Informationen für Ihre Reisevorbereitung oder Empfehlungen zur Polarliteratur.

Notizen aus dem Eis 25 -Dufte Reisen ohne Plastik

Vor einigen Jahren kam am Ende der Reise mal eine Teilnehmerin zu mir und gab mir ein Päckchen Seifenblätter. Diese Seife habe sie sich extra für das Schiff gekauft, weil die Seife biologisch abbaubar war und sie kein normales Duschgel auf See verwenden wollte. Ich war verblüfft. Und stellte fest, dass ich mir bis zu diesem Moment keine Gedanken gemacht hatte, was denn auf dem Schiff mit meinem Duschwasser nach dem Duschen passierte.

Das hat sich seitdem ganz schön geändert! Vor allem seit meinem Plastik-Projekt bekomme ich immer wieder Fragen zu Seifen, Shampoos und Duschgels, so dass ich heute mal über diese Reise-Utensilien schreiben will.

Zuerst einmal aber: Wie ist das denn mit dem Abwasser auf dem Schiff?
Auf Schiffen wird generell unterschieden zwischen Schwarzwasser (aus Toiletten) und Grauwasser (aus Duschen und Waschbecken). Das Schwarzwasser kommt in einen Schwarzwasser-Tank und wird desinfiziert, bevor es abgelassen wird, so dass kein Nährstoffeintrag ins Meer stattfindet. Das Grauwasser kommt in einen Grauwasser-Tank, aus dem es unbehandelt abgelassen wird. Abgelassen wird, vereinfacht gesagt, auf hoher See und nicht im Hafen oder in Küstennähe.

Daraus folgt: Auf den meisten Schiffen wird das Duschwasser direkt ins Meer gelassen. Selbst wenn es auf dem Schiff nur einen gemeinsamen Schwarz- und Grauwassertank mit Filterung gibt, so werden die Inhaltstoffe gängiger Duschgels durch die Behandlung nicht ausgefiltert. Das ist übrigens an Land genauso, in den allermeisten Kläranlagen Deutschlands. Ist Mikroplastik im Duschgel oder andere, beispielsweise hormonähnliche Inhaltsstoffe, haben wir es im Anschluss in unserem geklärten Wasser.

Deswegen ist es auf Schiffen lediglich deutlich auffälliger, dass man im Grunde sein Duschgel gleich ins Meer kippen könnte – es ist an Land aber genau das Gleiche.

Was ist daran nun problematisch?

Problematisch an vielen Duschgels und Shampoos sind neben der Plastik-Verpackung die Inhaltsstoffe. In den weitaus meisten konventionellen Produkten ist Mikroplastik enthalten, Stoffe, die hormonähnlich sind oder allerlei andere unerfreuliche Inhalte, die man nicht auf seinem Kopf und Körper haben möchte.

Wie kann ich wissen, was in meinem Duschgel ist?

Das kann man ganz einfach mit der App CodeCheck nachschauen. App aufs Handy laden und den Barcode scannen – wenn es keine zertifizierte Naturkosmetik ist, verspreche ich dabei einige Überraschungen. Das kann man übrigens nicht nur mit Duschgel, sondern mit fast allen Produkten, auch Lebensmitteln, machen.

Und was ist die Lösung?

Die Lösung ist ganz einfach. Und es gibt verschiedene Wege. Ich beschreibe mal meinen: Vor ein paar Jahren habe ich mein Badezimmer Code-gecheckt. Ich habe damals ausschließlich vermeintlich hochwertige und sehr teure Kosmetik verwendet. Dementsprechend erschrocken war ich, als ich die Inhaltsstoffe und ihre Beschreibungen gesehen habe.

Ich habe dann diese Produkte noch verbraucht, danach aber nur noch zertifizierte Naturkosmetik gekauft, bei der kein Alarm von CodeCheck angezeigt wurde.

Damit habe ich zwar die Inhaltsstoffe verbessert, war aber immer noch unzufrieden mit der Verpackung. Seit zwei Jahren verwende ich jetzt nur noch feste Shampoos und Spülungen, die in Pappschachteln verpackt sind, und anstelle von Duschgel schlicht Seife. Auch Flüssigseife gibt es bei uns nicht mehr, sondern einfach Seifenstücke. Und die Zähne putzen wir uns mit dent tabs, das sind Zahnpasta-Tabletten, ohne Mikroplastik innen und in Zuckerrohr-Verpackung.

Das Schöne ist, dass es mittlerweile in den meisten Drogerien eine richtig gute Auswahl sowohl an festen Shampoos und Spülungen, als auch an festen Duschgels und Seifen gibt. Das ist nicht das Gleiche.

Duschgel besteht aus Wasser, Tensiden und Glycerin, hinzu kommen Duft-, Farb- und Konservierungsstoffe und damit eben oft problematische Inhaltsstoffe. Duschgele haben einen hautschonenden pH-Wert. Festes Duschgel hat die gleichen Inhaltsstoffe; es ist einfach Duschgel, dem Wasser entzogen wurde.

Seifen bestehen aus Fett und Laugen, hinzu kommen verschiedene Öle. Es lohnt sich auch bei Seifen der Blick auf Inhaltsstoffe, denn auch hier können noch problematische Stoffe enthalten sein, zum Beispiel auch Palmöl. Das vermeidet man ganz einfach mit einem Griff zu Naturseifen – auch die gibt es in einer Vielzahl in den gängigen Drogerien. Seifen sind basischer und greifen daher den Säureschutzmantel der Haut etwas an – doch eine gesunde Haut kann das schnell ausgleichen.

Oft wird beschrieben, dass die Haare sich an die neue Seife gewöhnen müssen. Das war bei mir auch so, aber deutlich undramatischer als bei anderen, scheint mir. Das liegt vielleicht daran, dass ich vom konventionellen Shampoo erst auf flüssige Naturkosmetik umgestiegen bin und dann auf das feste Shampoo. Aber nach einer ersten etwas struppigen Zeit sind meine Haare jetzt schöner als je zuvor – und ich muss sie auch seltener waschen.

Als großen Vorteil erweisen sich die festen Pflegeprodukte auch beim Reisen: Ich spare damit deutlich Platz und Gewicht und kann außerdem den Waschbeutel im Handgepäck transportieren, was prima ist im Fall von verschwundenem oder verspätetem Gepäck.

Mein Fazit also:
– Wer auf Schiffen wie an Land feste Shampoos, Spülungen und Seifen verwendet, spart eine große Menge an Plastikverpackungen
– Mit festen Produkten aus Naturkosmetik gelangen keine problematischen Inhaltsstoffe mehr ins Meer oder unser Oberflächenwasser
– Die Naturkosmetik ist häufig deutlich günstiger als viele herkömmliche Kosmetikmarken
– Man muss keine Wissenschaft mehr aus dieser Umstellung machen – die festen Produkte gibt es mittlerweile in großer Auswahl in den ganz normalen Drogerien, auch die Zahnpasta-Tabletten
– Und wegen dieser immer größeren Auswahl macht das Ausprobieren der festen Produkte auch noch Spaß!

In diesem Sinne wünsche ich viel Freude beim Einseifen!

Bis nächste Woche!

Ihre
Birgit Lutz

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Das hat sich seitdem ganz schön geändert! Vor allem seit meinem Plastik-Projekt bekomme ich immer wieder Fragen zu Seifen, Shampoos und Duschgels, so dass ich heute mal über diese Reise-Utensilien schreiben will.

Zuerst einmal aber: Wie ist das denn mit dem Abwasser auf dem Schiff?
Auf Schiffen wird generell unterschieden zwischen Schwarzwasser (aus Toiletten) und Grauwasser (aus Duschen und Waschbecken). Das Schwarzwasser kommt in einen Schwarzwasser-Tank und wird desinfiziert, bevor es abgelassen wird, so dass kein Nährstoffeintrag ins Meer stattfindet. Das Grauwasser kommt in einen Grauwasser-Tank, aus dem es unbehandelt abgelassen wird. Abgelassen wird, vereinfacht gesagt, auf hoher See und nicht im Hafen oder in Küstennähe.

Daraus folgt: Auf den meisten Schiffen wird das Duschwasser direkt ins Meer gelassen. Selbst wenn es auf dem Schiff nur einen gemeinsamen Schwarz- und Grauwassertank mit Filterung gibt, so werden die Inhaltstoffe gängiger Duschgels durch die Behandlung nicht ausgefiltert. Das ist übrigens an Land genauso, in den allermeisten Kläranlagen Deutschlands. Ist Mikroplastik im Duschgel oder andere, beispielsweise hormonähnliche Inhaltsstoffe, haben wir es im Anschluss in unserem geklärten Wasser.

Deswegen ist es auf Schiffen lediglich deutlich auffälliger, dass man im Grunde sein Duschgel gleich ins Meer kippen könnte – es ist an Land aber genau das Gleiche.

Was ist daran nun problematisch?

Problematisch an vielen Duschgels und Shampoos sind neben der Plastik-Verpackung die Inhaltsstoffe. In den weitaus meisten konventionellen Produkten ist Mikroplastik enthalten, Stoffe, die hormonähnlich sind oder allerlei andere unerfreuliche Inhalte, die man nicht auf seinem Kopf und Körper haben möchte.

Wie kann ich wissen, was in meinem Duschgel ist?

Das kann man ganz einfach mit der App CodeCheck nachschauen. App aufs Handy laden und den Barcode scannen – wenn es keine zertifizierte Naturkosmetik ist, verspreche ich dabei einige Überraschungen. Das kann man übrigens nicht nur mit Duschgel, sondern mit fast allen Produkten, auch Lebensmitteln, machen.

Und was ist die Lösung?

Die Lösung ist ganz einfach. Und es gibt verschiedene Wege. Ich beschreibe mal meinen: Vor ein paar Jahren habe ich mein Badezimmer Code-gecheckt. Ich habe damals ausschließlich vermeintlich hochwertige und sehr teure Kosmetik verwendet. Dementsprechend erschrocken war ich, als ich die Inhaltsstoffe und ihre Beschreibungen gesehen habe.

Ich habe dann diese Produkte noch verbraucht, danach aber nur noch zertifizierte Naturkosmetik gekauft, bei der kein Alarm von CodeCheck angezeigt wurde.

Damit habe ich zwar die Inhaltsstoffe verbessert, war aber immer noch unzufrieden mit der Verpackung. Seit zwei Jahren verwende ich jetzt nur noch feste Shampoos und Spülungen, die in Pappschachteln verpackt sind, und anstelle von Duschgel schlicht Seife. Auch Flüssigseife gibt es bei uns nicht mehr, sondern einfach Seifenstücke. Und die Zähne putzen wir uns mit dent tabs, das sind Zahnpasta-Tabletten, ohne Mikroplastik innen und in Zuckerrohr-Verpackung.

Das Schöne ist, dass es mittlerweile in den meisten Drogerien eine richtig gute Auswahl sowohl an festen Shampoos und Spülungen, als auch an festen Duschgels und Seifen gibt. Das ist nicht das Gleiche.

Duschgel besteht aus Wasser, Tensiden und Glycerin, hinzu kommen Duft-, Farb- und Konservierungsstoffe und damit eben oft problematische Inhaltsstoffe. Duschgele haben einen hautschonenden pH-Wert. Festes Duschgel hat die gleichen Inhaltsstoffe; es ist einfach Duschgel, dem Wasser entzogen wurde.

Seifen bestehen aus Fett und Laugen, hinzu kommen verschiedene Öle. Es lohnt sich auch bei Seifen der Blick auf Inhaltsstoffe, denn auch hier können noch problematische Stoffe enthalten sein, zum Beispiel auch Palmöl. Das vermeidet man ganz einfach mit einem Griff zu Naturseifen – auch die gibt es in einer Vielzahl in den gängigen Drogerien. Seifen sind basischer und greifen daher den Säureschutzmantel der Haut etwas an – doch eine gesunde Haut kann das schnell ausgleichen.

Oft wird beschrieben, dass die Haare sich an die neue Seife gewöhnen müssen. Das war bei mir auch so, aber deutlich undramatischer als bei anderen, scheint mir. Das liegt vielleicht daran, dass ich vom konventionellen Shampoo erst auf flüssige Naturkosmetik umgestiegen bin und dann auf das feste Shampoo. Aber nach einer ersten etwas struppigen Zeit sind meine Haare jetzt schöner als je zuvor – und ich muss sie auch seltener waschen.

Als großen Vorteil erweisen sich die festen Pflegeprodukte auch beim Reisen: Ich spare damit deutlich Platz und Gewicht und kann außerdem den Waschbeutel im Handgepäck transportieren, was prima ist im Fall von verschwundenem oder verspätetem Gepäck.

Mein Fazit also:
– Wer auf Schiffen wie an Land feste Shampoos, Spülungen und Seifen verwendet, spart eine große Menge an Plastikverpackungen
– Mit festen Produkten aus Naturkosmetik gelangen keine problematischen Inhaltsstoffe mehr ins Meer oder unser Oberflächenwasser
– Die Naturkosmetik ist häufig deutlich günstiger als viele herkömmliche Kosmetikmarken
– Man muss keine Wissenschaft mehr aus dieser Umstellung machen – die festen Produkte gibt es mittlerweile in großer Auswahl in den ganz normalen Drogerien, auch die Zahnpasta-Tabletten
– Und wegen dieser immer größeren Auswahl macht das Ausprobieren der festen Produkte auch noch Spaß!

In diesem Sinne wünsche ich viel Freude beim Einseifen!

Bis nächste Woche!

Ihre
Birgit Lutz