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Antigua in Recherchefjord
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Birgit Lutz

In ihrer Polarkolumne, die ab 2021 immer freitags auf unserer Homepage neu erscheint, schreibt die Expeditionsleiterin und Autorin Birgit Lutz über alle Themenfelder der Polarregionen - von großen Erlebnissen und kleinen Momenten auf eigenen Reisen über aktuelle Entwicklungen in Arktis und Antarktis bis hin zu praktischen Informationen für Ihre Reisevorbereitung oder Empfehlungen zur Polarliteratur.

Notizen aus dem Eis 28 – Ausrüstungstipp: Die Ferne, ganz nah!

Jetzt mal wieder was Praktisches. Immer wieder werde ich gefragt, was denn meine Super-Geheimtipps sind, was man auf Arktis- und Antarktisreisen unbedingt dabeihaben sollte.

Nun ist es so, dass ich eine Zeitlang ganz fasziniert von sehr speziellen Ausrüstungsgegenständen war – ich denke, jeder, der in solchen Gebieten unterwegs ist, muss zwangsläufig etwas Equipment-begeistertes in sich haben. Je länger ich aber unterwegs bin und je mehr ich über jegliche Käufe nachdenke, umso weniger Ausrüstung will ich mir eigentlich noch anschaffen.

Ich habe mich also vom Ausrüstungs-Nerd ziemlich schnell zu einem Minimalisten entwickelt, dem Gegenstände am liebsten sind, die man für mehrere Zwecke benutzen kann und die vor allem sehr lange halten. Trotzdem gibt es aber natürlich einige Sachen, von denen es wirklich gut ist, wenn man sie hat. Und wegen unseres durchaus anspruchsvollen Gebrauchs sämtlicher Sachen kann ich mittlerweile auch ganz gut beurteilen, was etwas taugt und was nicht. In loser Folge stelle ich hier also solche Gegenstände vor, die meistens nicht nur in Arktis oder Antarktis, sondern auch an anderen Orten ganz nützlich sein können.

Ein wirklich unverzichtbares Ausrüstungsteil bei Naturreisen ist:

Ein gutes Fernglas

Wer auf Arktis- und Antarktisreisen, aber generell auf allen Reisen, auf denen man Tiere beobachten will, kein Fernglas dabeihat, versäumt zwangsläufig einiges. Sowohl Ansichten als auch Erlebnisse. Erstens ist es schön, sich einfach an Deck zu setzen und gemütlich Tee schlürfend die Küste ab und an durchs Fernglas genauer anzuschauen, ob nun mit oder ohne Tiere. Man sieht mehr, man entdeckt ganz andere Dinge, Strukturen, Landschaftsformen.
Und dann ist es natürlich spannend, die Landschaft oder das Meer nach Tierleben abzusuchen, sei es, schon von Ferne die Pinguinkolonie zu erspähen oder tatsächlich mal als Erster einen Eisbären zu entdecken. Das wird man ohne Fernglas kaum schaffen.

Hat man dann Wale oder Eisbären gesichtet, ist es manchmal so, dass der beste Blick nur mit einem Fernglas möglich ist, weil die Tiere andere Pläne haben als wir und nicht näher zu uns kommen. Dann kann man mit einem Fernglas trotzdem richtig gut beobachten, während man ohne nur weiße Punkte – den sogenannten Pixelbären – oder die hohen Wal-Blase von Ferne erahnen kann.

Meine beiden Grundgedanken bei der Anschaffung eines Fernglases anlässlich einer Reise wären folgende: Erstens – diese Reisen sind grundsätzlich keine besonders günstigen Ausflüge. Deswegen wäre es enorm schade, wenn dann auf ein Gerät verzichtet wird, mit dem die Erlebnisse dementsprechend praktisch verdoppelt oder halbiert werden können. Zweitens – wenn man das Fernglas wirklich nur dieses eine Mal braucht, kann man es hinterher auch gut wieder verkaufen, die Ausgabe kann also noch gut reduziert werden.

Was ist nun ein gutes Fernglas?

Wenn Sie Freude haben wollen, legen Sie sich eins mit zehnfacher Vergrößerung und einem Durchmesser von 42mm zu – also ein 10-42er. Damit haben Sie eine schöne Vergrößerungswirkung und ein gutes Sichtfeld, darunter würde ich nicht gehen.

Und dann kommt es, wie immer, darauf an, was Sie möchten.

Wenn Sie das Glas nur an Bord benutzen wollen, ist es egal, was es wiegt, wenn sie es immer mitnehmen wollen, ist das Gewicht durchaus ein Faktor.
Möchten Sie das Glas später auch zuhause oder anderswo zu Beobachtungen verwenden, wo die Lichtverhältnisse schlecht sind, wollen Sie es nur für diese Reise bei gutem Sonnenlicht und brauchen es danach nie wieder, möchten Sie ein stechend scharfes Bild mit guten Farben zur Vogelbeobachtung oder möchten Sie vor allem einfach ein Tier, das weiter weg ist, ausgiebig betrachten – über diese Prioritäten lohnt sich, nachzudenken. Denn wie immer ist der preisliche Unterschied enorm.

Für den einmaligen Zweck, auf einer Reise einen 500 Meter entfernten Eisbären relativ gut beobachten zu können, gibt es Ferngläser schon für etwa 140 Euro, sogar von Nikon.
Wer das Fernglas häufiger verwenden will, auch in anspruchsvollen Gebieten, wo das Glas auch mal einen Hieb abbekommt oder nass wird, kann sich beispielsweise bei Steiner umsehen – ich verwende seit Jahren das Steiner SkyHawk, das um die 500 Euro liegt. Das SkyHawk hat etliche Meerwasserbäder und so manchen harten Stoß oder Fall überstanden. Die immer wieder abfallenden Schutzkappen wurden mir jährlich beim Service ersetzt, was ich besonders toll finde.
Es gibt dann natürlich noch Zeiss, Leica und viele andere hochwertige Marken mehr, und schließlich Swarovski, wo Sie für ein 10×42 Glas aber mindestens 2000 Euro planen müssen. Dafür sehen Sie dann die Farben jeder Vogelfeder sehr, sehr präzise.

Für welches Fernglas Sie sich auch entscheiden, Hauptsache ist, Sie haben eines dabei. Ich verspreche Ihnen, es bereichert Ihre Reise ungemein – und wenn Sie einmal erlebt haben, wie viel mehr man mit so einem Fernglas beobachten, entdecken und erleben kann – dann verkaufen Sie es hinterher vielleicht gar nicht mehr und nehmen es doch auch zuhause auf Wanderungen mit oder schauen sogar die Vögel im Garten mal genauer an.

Ich mache das seit einigen Jahren!
Viel Freude beim In-die-Ferne-Schauen –

bis nächste Woche!

Ihre
Birgit Lutz

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Ich habe mich also vom Ausrüstungs-Nerd ziemlich schnell zu einem Minimalisten entwickelt, dem Gegenstände am liebsten sind, die man für mehrere Zwecke benutzen kann und die vor allem sehr lange halten. Trotzdem gibt es aber natürlich einige Sachen, von denen es wirklich gut ist, wenn man sie hat. Und wegen unseres durchaus anspruchsvollen Gebrauchs sämtlicher Sachen kann ich mittlerweile auch ganz gut beurteilen, was etwas taugt und was nicht. In loser Folge stelle ich hier also solche Gegenstände vor, die meistens nicht nur in Arktis oder Antarktis, sondern auch an anderen Orten ganz nützlich sein können.

Ein wirklich unverzichtbares Ausrüstungsteil bei Naturreisen ist:

Ein gutes Fernglas

Wer auf Arktis- und Antarktisreisen, aber generell auf allen Reisen, auf denen man Tiere beobachten will, kein Fernglas dabeihat, versäumt zwangsläufig einiges. Sowohl Ansichten als auch Erlebnisse. Erstens ist es schön, sich einfach an Deck zu setzen und gemütlich Tee schlürfend die Küste ab und an durchs Fernglas genauer anzuschauen, ob nun mit oder ohne Tiere. Man sieht mehr, man entdeckt ganz andere Dinge, Strukturen, Landschaftsformen.
Und dann ist es natürlich spannend, die Landschaft oder das Meer nach Tierleben abzusuchen, sei es, schon von Ferne die Pinguinkolonie zu erspähen oder tatsächlich mal als Erster einen Eisbären zu entdecken. Das wird man ohne Fernglas kaum schaffen.

Hat man dann Wale oder Eisbären gesichtet, ist es manchmal so, dass der beste Blick nur mit einem Fernglas möglich ist, weil die Tiere andere Pläne haben als wir und nicht näher zu uns kommen. Dann kann man mit einem Fernglas trotzdem richtig gut beobachten, während man ohne nur weiße Punkte – den sogenannten Pixelbären – oder die hohen Wal-Blase von Ferne erahnen kann.

Meine beiden Grundgedanken bei der Anschaffung eines Fernglases anlässlich einer Reise wären folgende: Erstens – diese Reisen sind grundsätzlich keine besonders günstigen Ausflüge. Deswegen wäre es enorm schade, wenn dann auf ein Gerät verzichtet wird, mit dem die Erlebnisse dementsprechend praktisch verdoppelt oder halbiert werden können. Zweitens – wenn man das Fernglas wirklich nur dieses eine Mal braucht, kann man es hinterher auch gut wieder verkaufen, die Ausgabe kann also noch gut reduziert werden.

Was ist nun ein gutes Fernglas?

Wenn Sie Freude haben wollen, legen Sie sich eins mit zehnfacher Vergrößerung und einem Durchmesser von 42mm zu – also ein 10-42er. Damit haben Sie eine schöne Vergrößerungswirkung und ein gutes Sichtfeld, darunter würde ich nicht gehen.

Und dann kommt es, wie immer, darauf an, was Sie möchten.

Wenn Sie das Glas nur an Bord benutzen wollen, ist es egal, was es wiegt, wenn sie es immer mitnehmen wollen, ist das Gewicht durchaus ein Faktor.
Möchten Sie das Glas später auch zuhause oder anderswo zu Beobachtungen verwenden, wo die Lichtverhältnisse schlecht sind, wollen Sie es nur für diese Reise bei gutem Sonnenlicht und brauchen es danach nie wieder, möchten Sie ein stechend scharfes Bild mit guten Farben zur Vogelbeobachtung oder möchten Sie vor allem einfach ein Tier, das weiter weg ist, ausgiebig betrachten – über diese Prioritäten lohnt sich, nachzudenken. Denn wie immer ist der preisliche Unterschied enorm.

Für den einmaligen Zweck, auf einer Reise einen 500 Meter entfernten Eisbären relativ gut beobachten zu können, gibt es Ferngläser schon für etwa 140 Euro, sogar von Nikon.
Wer das Fernglas häufiger verwenden will, auch in anspruchsvollen Gebieten, wo das Glas auch mal einen Hieb abbekommt oder nass wird, kann sich beispielsweise bei Steiner umsehen – ich verwende seit Jahren das Steiner SkyHawk, das um die 500 Euro liegt. Das SkyHawk hat etliche Meerwasserbäder und so manchen harten Stoß oder Fall überstanden. Die immer wieder abfallenden Schutzkappen wurden mir jährlich beim Service ersetzt, was ich besonders toll finde.
Es gibt dann natürlich noch Zeiss, Leica und viele andere hochwertige Marken mehr, und schließlich Swarovski, wo Sie für ein 10×42 Glas aber mindestens 2000 Euro planen müssen. Dafür sehen Sie dann die Farben jeder Vogelfeder sehr, sehr präzise.

Für welches Fernglas Sie sich auch entscheiden, Hauptsache ist, Sie haben eines dabei. Ich verspreche Ihnen, es bereichert Ihre Reise ungemein – und wenn Sie einmal erlebt haben, wie viel mehr man mit so einem Fernglas beobachten, entdecken und erleben kann – dann verkaufen Sie es hinterher vielleicht gar nicht mehr und nehmen es doch auch zuhause auf Wanderungen mit oder schauen sogar die Vögel im Garten mal genauer an.

Ich mache das seit einigen Jahren!
Viel Freude beim In-die-Ferne-Schauen –

bis nächste Woche!

Ihre
Birgit Lutz