Seit kurzer Zeit ist Eisbaden auch hierzulande ein Trend geworden. Schon lange Jahre aber gibt es die Nakenbadeklubbs in der Arktis, in harscherer Umgebung, mit strengeren Regeln.
Wer in die Arktis reist, denkt häufig nicht daran, daraus einen Badeurlaub zu machen. Die wenigsten unserer Gäste bringen Badekleidung mit. Dann aber gibt es auch vereinzelte Gäste, die aus jeder Landestelle ein Badeprojekt machen und überall ins Wasser hüpfen, wo es nur geht. Jeder Jeck ist eben anders, was ja auch hervorragend ist.
Kreuzfahrtschiffe machen häufig einen Event aus der Arktischen Planscherei, die Gäste bekommen hinterher ein Zertifikat überreicht und können stolz sein. Etwas ähnliches, nur ein bisschen lustiger, gibt es auch an einigen entlegenen Orten Spitzbergens: die legendären Nakenbadeklubbs, die Nacktbadeclubs.
Solche Klubbs gibt es auf Hopen, der Bäreninsel, auf Jan Mayen und seit neuestem auch noch in Longyearbyen, auf dem Campingplatz. Gegründet wurden sie von den Besatzungen der Radio- oder Wetterstationen der kleinen Inseln, vermutlich aus Langeweile. Man kann nun aber nicht einfach nackig ins Wasser hüpfen. Wer beitreten will, muss strengen Regeln folgen.
Die da wären:
- Man muss natürlich unbekleidet ins Wasser,
- der Kopf muss ganz untertauchen,
- man braucht zwei Zeugen: einen von der Station und einen weiteren, der auf jeden Fall ein anderes Geschlecht hat, welches auch immer das dann ist. Auf dem Campingplatz reicht auch der Campingplatz-Guide als Zeuge oder Zeugin.
Der letzte Punkt lässt erahnen, warum es diese Klubbs gibt. Aufenthalte auf einsamen arktischen Inseln können recht fad sein. Die Besatzungen der Stationen haben sich also etwas Zerstreuung für sich selber ausgedacht, wenn dann schon mal ein Schiffchen vorbeikommt. Sehr nachvollziehbar, irgendwie.
Seit wir auf einer Reise die kleine Insel Hopen im Südosten Spitzbergens anliefen, bin ich stolzes Mitglied des Hopen Nakenbadeklubbs. Eine strenge Brise wehte an dem Tag, und erfahrene Kaltwasserbader wissen: Das kalte Wasser ist nicht das größte Problem, sondern der Wind, wenn man dem Meer wieder entsteigt. Wir zogen uns am zugigen Strand aus und stürzten uns todesmutig in die Fluten, unter den strengen Augen eines Meteorologen. Mein anderer Zeuge war mein damals noch zukünftiger Ehemann, dessen Zeugin wiederum ich war. Wieder am Strand angelangt, juchzten wir uns in die klammen Klamotten, aber wie immer nach einem kurzen Kaltbad ist man ja vollkommen erwärmt.
Der Körper gerät beim Kontakt mit richtig kaltem Wasser so in Alarm, dass er sehr viele Extraschaufeln Kohle in den Ofen wirft, die man gar nicht braucht, wenn man wieder angezogen ist – und so ist einem eher zu warm als zu kalt, nach einem solchen Bad. Nur die nassen Haare stören, weswegen ich bei sonstigen Eisbadereien nie mit dem Kopf untertauchen würde. Aber wat mutt, dat mutt eben.
So bin ich nun stolze Besitzerin einer Urkunde des Hopen Nakenbadeklubbs und eines Aufnähers, den ich von dem Meteorologen überreicht bekam.
Ich kann derlei Badespaß nur empfehlen, sofern man ein gesundes Herz hat. Man vergisst diese Momente nie, genauswenig wie das Prickeln und Bitzeln auf der Haut und das eigenartige Gefühl, in viel zu heißes Wasser zu steigen.
Vielleicht gründe ich so einen Club mal am Schliersee. Ich fürchte aber, statt mit Urkunde belohnt würde man hier mit Weihwasser besprengt, stürzte man sich in großen Zahlen nackig in die Fluten.
Bis in zwei Wochen!
Eure
Birgit Lutz