Es ist mal wieder Zeit für neue alte Bücher! Ich habe in meinem Regal nach neuem Futter für Bücherwürmer gesucht, und diesmal drehen sich alle um Grönland.
Das allererste Schiff, auf dem ich gearbeitet habe, hieß Polaris. Es war ein kleines, weiß-blaues Schiffchen, das mit nur wenigen Gästen von der Welt recht unbemerkt von Spitzbergen nach Franz-Joseph-Land fuhr und dort eine Weile blieb. Im Rückblick ein unschätzbar wertvolles Erlebnis, heute mehr denn je. Weil ich Vorträge halten sollte, schaute ich auch, was es schon an Schiffen gegeben hat, die Polaris geheißen haben. Und stieß auf eine ganz und gar wahnsinnige Geschichte, die leider kaum jemand kennt, die aber wirklich, wirklich lesenswert ist – es ist eine dieser großen Überlebensgeschichten im Eis, bei der man bei jeder Seite mitzittert. Es ist die Geschichte des amerikanischen Polarforschers Charles Francis Hall und seiner Nordpol-Expedition auf eben der Polaris.
Über diese Geschichte gibt es zwei Bücher.
Richard Parry: Die Männer der Polaris
National Geographic
Und Chauncey Loomis: Verloren im ewigen Eis
Malik
Beide Bücher sind gleichermaßen lesenswert, wobei man das National Geographic zuerst lesen sollte. Ganz in Kürze: 1871 bricht der Polarforscher Hall mit der Polaris auf, um nach Resten der Franklin-Expedition zu suchen und den Nordpol zu erreichen. Gleichzeitig hat er aber Wissenschaftler an Bord, die Wissenschaft machen wollen, und hier beginnen die Probleme schon: Für sein Ziel muss er vorankommen, während die Wissenschaftler Zeit brauchen und an Orten verweilen müssen. Eine verhängnisvolle Rolle spielt ein deutscher Schiffsarzt. Die Polaris segelt weit nach Norden, an der Westküste Grönlands entlang. Hall kommt schließlich ums Leben, unter sehr mysteriösen Umständen, die Mannschaft gerät in Nöte und wird in zwei Gruppen getrennt, wovon die eine tausende Kilometer weit auf einer Eisscholle treibt, beinahe ohne jede Ausrüstung… Nach zwei Jahren kehren, bis auf Hall, alle Männer zurück, was ähnlich an ein Wunder grenzt, wie Shackletons Geschichte aus Südgeorgien. Viele Jahre später reist Chauncey Loomis Hall hinterher, exhumiert seine Leiche und kommt der Geschichte auf die Spur, warum Hall sterben musste.
Mehr kann ich hier nicht verraten!
Jørn Riel: Vor dem Morgen
Unionsverlag
Jørn Riel, 1931 geboren, ist ein dänischer Schriftsteller, der lange in Grönland, vor allem Ostgrönland gelebt hat. Sein Enkelsohn Massanti hat mir in Tasiilaq bei einigen Übersetzungen geholfen. Die Bücher Riels nehmen einen mit nach Grönland, sie lassen einen tief eintauchen in diese eigentümliche Welt der Jäger, die Riel noch wirklich miterlebt hat, in seinen Jahren in Grönland. Inspiriert hat Riel ein eigenartiger Fund zu dieser Geschichte: Als er eines Tages auf einer kleinen Insel in Nordostgrönland an Land ging, fand er den Schädel einer Frau, und einige Meter entfernt die Skelettreste eines Kindes. Die Insel erschien aber unbewohnt, außer einer Höhle, in der er Spuren von Benutzung vorfand. Was war hier passiert? In dem kleinen Büchlein erzählt Riel, was gewesen sein könnte, die Geschichte einer Großmutter mit ihrem Enkel, die einen Sommer auf einer Insel verbringen, und am Ende des Sommers vergessen werden…
Arved Fuchs: Der Weg in die weiße Welt
Delius Klasing
Mit der Dagmar Aaen nimmt uns Arved Fuchs mit nach Spitzbergen, Island und weit hinauf an die Nordostküste Grönlands, unterwegs gibt es Ballon- und Ski-Expeditionen, als sei die Segelei in diesen Wassern nicht schon spektakulär genug. Salomon Andrée und Carl Koldewey spielen hier eine Rolle, natürlich, man begleitet also nicht nur die Dagmar und ihre Mannschaft in diesem Buch, sondern erfährt auch viel über alte Abenteurer und ihre Schicksale. Ein wunderbarer Abenteuerschmöker ist Arved Fuchs da gelungen.
Ich hoffe, dass auch diesmal wieder etwas dabei ist für euch, was ihr vielleicht noch nicht kennt! Ich wünsche Euch viel Freude beim Entdecken!
Bis in zwei Wochen!
Eure
Birgit Lutz