Wenn es einfach nicht Winter werden will, kann man sich ja wenigstens mit einigen Polarbüchern ein paar kalte Gedanken machen!
Wer ein Fan von Neujahrs- oder Eisschwimmen ist, für den ist vielleicht gleich das Erste was:
Conan Doyle: Heute dreimal ins Polarmeer gefallen
mareverlag
Arthur Conan Doyle kennt man als Erfinder des Detektivs Sherlock Holmes – aber die Detektivgeschichten waren nicht die ersten, die er zu Papier brachte. Als er 21 Jahre alt war, bot sich ihm eine Gelegenheit, sechs Monate als Schiffsarzt auf dem Walfänger Hope anzuheuern. Qualifiziert war er dafür als Medizinstudent wohl genug. Dem Polargeschichtsaffinen begegnen in dem Buch auch andere Bekannte – so trifft die Hope beispielsweise auch auf die Eira, die wenig später vor Franz Joseph Land untergehen sollte.
Doyle wurde an Bord allerdings weniger als Arzt eingesetzt denn als Jäger. Weil er gut schießen konnte, jagte er Robben und Vögel, und eben dabei fiel er ziemlich oft ins Wasser, was schlussendlich auch zum Titel des Buchs führte. Ein sehr schönes Buch übrigens, in einem eigenen Schuber, und darin sind in einem sehr feinen Layout auch Seiten des Tagebuchs abgedruckt, mit Zeichnungen Doyles, die das Buch insgesamt zu einem echten Genuss werden lassen, in dem man auch immer wieder hin und her blättert.
Julius Payer
Die Entdeckung von Kaiser Franz Joseph Land
Edition Erdmann
Kaum zu glauben, dass ich dieses Buch noch nicht empfohlen habe! Aber wenn wir nun mit der Eira schon in Franz Joseph Land waren, kommt hier gleich noch eine Geschichte, in der das Schiff vor dieser Inselgruppe zerquetscht wird: Das Buch, das die Entdeckung des Archipels beschreibt. Julius Payer, der Kommandant zu Land der Österreichisch-Ungarischen Nordpolexpedition von 1872-1874, war nicht nur ein begnadeter Expeditionsleiter und Kartograph, sondern auch noch ein sehr guter Schreiber und Maler – das macht dieses Buch, das viel mehr ist als nur ein Expeditionsbericht, unter allen spannenden historischen Expeditionstagebüchern zu etwas besonderem. Payer beschreibt die Expedition, die – wie der Name schon sagt – eigentlich den Nordpol zum Ziel hatte. Stattdessen aber fror die Admiral Tegetthoff im Polarmeer fest und driftete zu einer Inselgruppe, die prompt nach Kaiser Franz Joseph benannt wurde. Die Männer aus Österreich-Ungarn erkundeten die Inseln und fertigten die ersten Karten dieser Gegend an, bevor sie sich auf eine abenteuerliche Reise über das Eis nach Süden machten. Das Buch ist ein beeindruckendes Dokument menschlicher Willenskraft, gleichzeitig aber auch eine Beschreibung der wunderschönen arktischen Natur.
Liv Arnesen und Ann Bancroft
Nur den Horizont im Blick
Frederking & Thaler
Wem es nun immer noch nicht kalt genug ist, dem sei das Buch von Liv Arnesen und Ann Bancroft ans Herz gelegt, die beiden Frauen, die als Erste zu Fuß die Antarktis durchquerten. Von November 2000 bis Februar 2001 dauerte das, 94 Tage lang, mehr als 100 Kilo wogen die Schlitten, und ein frischer Wind von 150 Stundenkilometern wehte ihnen ab und an um die Nasen. Im Buch beschreiben die beiden Frauen abwechselnd, wie sie sich vorbereiteten, planten, mit welchen Hindernissen sie zu kämpfen hatten, und schließlich auch die Überquerung an sich. Dadurch bekommt man sehr schön beide Sichtweisen mit und die Querung liest sich beinahe wie ein Thriller. Eine spannende Angelegenheit, denn das Zeitfenster für ein solches Unternehmen ist nicht recht viel länger als drei Monate…
Bancroft und Arnesen haben sich bei dieser Querung auch nicht auf Lebenszeit verkracht sondern sind sofort danach wieder losgezogen und haben noch einige weitere große Unternehmungen umgesetzt. Wie so oft, sind diese beiden außergewöhnlichen Frauen bei Weitem nicht so bekannt geworden wie manch männliche Kollegen, obwohl sie das absolut verdient hätten. Auch deswegen schon lohnt sich das Buch – ohne diese beiden zu kennen, ist das Polarwissen unvollständig!
In der Hoffnung, dass der Winter noch kommt, bevor ihr die Bücher ausgelesen habt –
bis in zwei Wochen!
Eure
Birgit Lutz