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Birgit Lutz

Birgit Lutz

In ihrer Polarkolumne, die ab 2021 immer freitags auf unserer Homepage neu erscheint, schreibt die Expeditionsleiterin und Autorin Birgit Lutz über alle Themenfelder der Polarregionen - von großen Erlebnissen und kleinen Momenten auf eigenen Reisen über aktuelle Entwicklungen in Arktis und Antarktis bis hin zu praktischen Informationen für Ihre Reisevorbereitung oder Empfehlungen zur Polarliteratur.

Notizen aus dem Eis 83 – Wenn das Licht kommt – über einen bemerkenswerten Spitzbergen-Film

Die Mørketida, die Dunkelzeit, ist nun bald vorbei. Genau der richtige Moment, um einen, nun ja, sehenswerten Film aus dem Jahr 1998 anzuschauen, der in Spitzbergen spielt.

Jetzt wird es auch ganz weit im Norden unserer Erde heller und immer heller und bald geht die Sonne für einige Monate gar nicht mehr unter. Der Moment, in dem die Sonne wiederkehrt, ist jedes Jahr aufs Neue ein besonderer – und so widmet sich auch der Titel eines sehenswerten Films genau diesem Moment. „When the light comes“ heißt dieser Spitzbergen-Klassiker auf englisch, der deutsche Titel lautet: „Die Stunde des Lichts“, das niederländische Original „Waar blijft het licht?“.

Dieser Streifen ist eine niederländisch-deutsch-belgische Produktion, die männliche Hauptrolle spielt Joachim Krol. „When the light comes“ ist nicht ganz so bizarr wie „The Red Tent“ über die gescheiterte Nobile-Expedition, aber doch ziemlich skurril. Die zauberhaften Landschaftsaufnahmen und einige Elemente, die Spitzbergen-Reisende sicher erkennen, sind es aber allemal wert, ihn einmal anzuschauen. Wer schon mit mir unterwegs war, hat ihn vielleicht auch schon an Bord zu sehen bekommen, bei einem Schlechtwetter-Kinoabend mit Popcorn. Tatsächlich ist dieser Film am besten in Gesellschaft anzuschauen, denn gemeinsam wird man an einigen Stellen Tränen lachen – wobei die Macher das vermutlich gar nicht beabsichtigt hatten.

Die Geschichte ist schnell erzählt und hat sogar einen wahren Ursprung: Die 19 Jahre alte niederländische Studentin Ellen unternimmt eine Reise nach Spitzbergen. Dort will sie etwas anderes als alle anderen Touristen erleben und schafft es, dass der norwegische Trapper Lars sie bei sich in der Hütte überwintern lässt. Ihre romantische Vorstellung dieser Überwinterung tritt dann allerdings erst mit einiger Verspätung – dann aber mit sehr viel Schwung – ein. Denn Trapper Lars ist wortkarg und kann mit der jungen Frau nichts anfangen.

Das also ist das Setting dieser Geschichte. Ellen hieß in der wahren Vorlage Heleen van der Laan und der Trapper Nils. Die Trapperhütte, zu der Van der Laan 1988 aufbrach, lag im Wijdefjord, der Film zehn Jahre später wurde in der Rindersbukta gedreht, weit hinten im Van Mijenfjorden im Bellsund – entsprechend selten verirren sich Schiffe dorthin, es dauert einfach zu lange, bis man dort hinter und wieder zurück getuckert ist.

In dieser Umgebung nun könnte man sich allerlei Plots vorstellen, und der wahrscheinlichste ist in dem Film umgesetzt: Natürlich kann sich der verschrobene Lars überhaupt nicht vorstellen, was eine junge Frau dazu bewegt, bei einem Trapper zu überwintern. Sicherheitshalber vermutet er also erstmal das, was Männer gerne vermuten und nähert sich ihr recht tapsig an. Schnell stellt er aber fest: Ohje, das will sie gar nicht. Warum also ist sie da und stört seinen Frieden in der Abgeschiedenheit, noch dazu, wo zu sie zur Trapperin nur wenig Talent zeigt? Es bleibt ihm ein Rätsel.

Sein Leben wegen ihr groß ändern will er aber auch nicht, also knipst er weiter seine Zehennägel bei Tisch. Dinge müssen nun mal erledigt werden.

Es kommen dann, neben vielen schönen Spitzbergen-Aufnahmen, natürlich auch Eisbären und Polarfüchse und Robben und das übliche Getier vor, auch Sturm und all die Elemente, die aus zwei einzelnen Menschen dann doch irgendwann ein verschworenes Team werden lassen, und dann, ja dann entdeckt die junge Ellen doch noch ihr Herz für den einsamen Lars, eben just in dem Moment, in dem das Licht wiederkommt. Vielleicht sind es dann genau diese Szenen, die den Autor der Rezension im niederländischen Telegraaf nach der Premiere zu der Aussage bewegten: „Dies ist einer der seltsamsten Filme, der je von einem Niederländer produziert wurde.“ Nichtsdestotrotz gewann „When the light comes“ eine beachtliche Anzahl an Preisen.

Ich hoffe, Euch damit nun neugierig gemacht zu haben, ich kann nur sagen, Joachim Krol übertrifft sich in manchen Szenen selbst. Außerdem sieht man auch Bekanntes wie die Noorderlicht und Szenen in Barentsburg, und es macht Freude, nach Altbekanntem Ausschau zu halten.

Wer einen Vorgeschmack will, hier gibt es zwei verschiedene Trailer, einen in Originalsprache:
https://www.youtube.com/watch?v=gmHeHEZjv68

Und diesen hier deutsch synchronisiert:
https://www.dailymotion.com/video/x7zqok2

Wer den Film dann anschauen will, man findet noch DVDs, wenn man nach dem deutschen Titel googelt.

Dann wünsche ich euch viel Vergnügen bei dieser Sternstunde der niederländischen Filmgeschichte – lasst gerne hören, wie Ihr ihn fandet!

Bis in zwei Wochen!

Eure
Birgit Lutz

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Dieser Streifen ist eine niederländisch-deutsch-belgische Produktion, die männliche Hauptrolle spielt Joachim Krol. „When the light comes“ ist nicht ganz so bizarr wie „The Red Tent“ über die gescheiterte Nobile-Expedition, aber doch ziemlich skurril. Die zauberhaften Landschaftsaufnahmen und einige Elemente, die Spitzbergen-Reisende sicher erkennen, sind es aber allemal wert, ihn einmal anzuschauen. Wer schon mit mir unterwegs war, hat ihn vielleicht auch schon an Bord zu sehen bekommen, bei einem Schlechtwetter-Kinoabend mit Popcorn. Tatsächlich ist dieser Film am besten in Gesellschaft anzuschauen, denn gemeinsam wird man an einigen Stellen Tränen lachen – wobei die Macher das vermutlich gar nicht beabsichtigt hatten.

Die Geschichte ist schnell erzählt und hat sogar einen wahren Ursprung: Die 19 Jahre alte niederländische Studentin Ellen unternimmt eine Reise nach Spitzbergen. Dort will sie etwas anderes als alle anderen Touristen erleben und schafft es, dass der norwegische Trapper Lars sie bei sich in der Hütte überwintern lässt. Ihre romantische Vorstellung dieser Überwinterung tritt dann allerdings erst mit einiger Verspätung – dann aber mit sehr viel Schwung – ein. Denn Trapper Lars ist wortkarg und kann mit der jungen Frau nichts anfangen.

Das also ist das Setting dieser Geschichte. Ellen hieß in der wahren Vorlage Heleen van der Laan und der Trapper Nils. Die Trapperhütte, zu der Van der Laan 1988 aufbrach, lag im Wijdefjord, der Film zehn Jahre später wurde in der Rindersbukta gedreht, weit hinten im Van Mijenfjorden im Bellsund – entsprechend selten verirren sich Schiffe dorthin, es dauert einfach zu lange, bis man dort hinter und wieder zurück getuckert ist.

In dieser Umgebung nun könnte man sich allerlei Plots vorstellen, und der wahrscheinlichste ist in dem Film umgesetzt: Natürlich kann sich der verschrobene Lars überhaupt nicht vorstellen, was eine junge Frau dazu bewegt, bei einem Trapper zu überwintern. Sicherheitshalber vermutet er also erstmal das, was Männer gerne vermuten und nähert sich ihr recht tapsig an. Schnell stellt er aber fest: Ohje, das will sie gar nicht. Warum also ist sie da und stört seinen Frieden in der Abgeschiedenheit, noch dazu, wo zu sie zur Trapperin nur wenig Talent zeigt? Es bleibt ihm ein Rätsel.

Sein Leben wegen ihr groß ändern will er aber auch nicht, also knipst er weiter seine Zehennägel bei Tisch. Dinge müssen nun mal erledigt werden.

Es kommen dann, neben vielen schönen Spitzbergen-Aufnahmen, natürlich auch Eisbären und Polarfüchse und Robben und das übliche Getier vor, auch Sturm und all die Elemente, die aus zwei einzelnen Menschen dann doch irgendwann ein verschworenes Team werden lassen, und dann, ja dann entdeckt die junge Ellen doch noch ihr Herz für den einsamen Lars, eben just in dem Moment, in dem das Licht wiederkommt. Vielleicht sind es dann genau diese Szenen, die den Autor der Rezension im niederländischen Telegraaf nach der Premiere zu der Aussage bewegten: „Dies ist einer der seltsamsten Filme, der je von einem Niederländer produziert wurde.“ Nichtsdestotrotz gewann „When the light comes“ eine beachtliche Anzahl an Preisen.

Ich hoffe, Euch damit nun neugierig gemacht zu haben, ich kann nur sagen, Joachim Krol übertrifft sich in manchen Szenen selbst. Außerdem sieht man auch Bekanntes wie die Noorderlicht und Szenen in Barentsburg, und es macht Freude, nach Altbekanntem Ausschau zu halten.

Wer einen Vorgeschmack will, hier gibt es zwei verschiedene Trailer, einen in Originalsprache:
https://www.youtube.com/watch?v=gmHeHEZjv68

Und diesen hier deutsch synchronisiert:
https://www.dailymotion.com/video/x7zqok2

Wer den Film dann anschauen will, man findet noch DVDs, wenn man nach dem deutschen Titel googelt.

Dann wünsche ich euch viel Vergnügen bei dieser Sternstunde der niederländischen Filmgeschichte – lasst gerne hören, wie Ihr ihn fandet!

Bis in zwei Wochen!

Eure
Birgit Lutz